Felix Timmermans - ein Dichter der Freude.xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />
Kirchenzeitung für das Bistum Aachen - 3/4/1993.
Siegfried Koß
Vertrauen auf Gott und Ja zum Leben.
Tagung in Mönchengladbach über Felix Timmermans
Mit der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen veranstaltete die Deutsche Felix-Timmermans-Gesellschaft, Kleve, Anfang März in Mönchengladbach eine literarische Tagung (Leitung: Priv.-Doz. Dr. Dieter Wynands ). Etwa 70 Teilnehmer waren gekommen, darunter viele der 180 Mitglieder starken, erst 1990 gegründeten Vereinigung. Der Bedburger Pfarrer Drs. Ignaas Dom, Geschäftsführer der Gesellschaft und geboren im flandrischen Lier, dem Geburtsort von Timmermans, führte ein in das Leben des neben Ernest Claes "katholischsten" aller flämischen Dichter, dessen Werk bis in die fünfziger Jahre viel gelesen wurde. Timmermans (1986 1947) war ein ausgesprochener Deutschenfreund, was ihn in Belgien ab 1940 mancherlei Verdächtigungen aussetzte. Dabei war er vor allem Flame, ihm ging es um die Wahrung der flandrischen Identität, wozu auch der Katholizismus gehörte, und zwar gerade unter der deutschen Besatzung. Timmermans war Gegner eines Anschlusses von Flandern an Deutschland. Als er, der den belgischen Behörden als "Judenfreund" galt, deutsche Judendeportationen miterlebte, prophezeite er : "Wer das tut, kann keinen Krieg gewinnen" Timmermans. der zweimal für die Verleihung des Literatur-Nobelpreises vorgesehen war, nahm auch zum Überleben 1942 den hochdotierten Rembrandt-Preis der Universität Hamburg an. Aufschlußreich, daß die Verleihungsurkunde nicht einmal Anspielungen auf eine gelegentlich unterstellte Nähe Timmermans' zur Blut-und-Boden-ldeologie enthält.
In sein Werk führte Ingrid Wolters, Kempen, ein. Nach Ausführungen zu ihrer Übersetzungs-praxis am Werk Timmermans' verdeutlichte sie an aussagekräftigen Zitaten die Sprachkraft des Maler-Poeten. Seine naturdurchdringende Schweise formt in einer eigenen Bildersprache ganze Sprachbilder und klanggemälde Amusant wurden dann Kostproben aus Timmermans' Erzählungen serviert: Paul Wolters, Kempen, las das Geschichtchen " Der liebe Herrgott und die Kuh" das hauptsachlich mit Verfremdungen gewohnter religiöser Sichtweisen arbeitet Angela Schutze-Beckendorf,n Essen, Mitglied der Gesellschaft zur Pflege des europäischen Marchenguts, trug frei " Das Schweinchen" vor, in dem Timmermans humoristisch Gottes Bekleidungstat an den Tieren schildert und begründet, warum der Frosch einen enganliegenden grünen Gummianzug bekam, das Schwein aber nackt blieb.
Prof Dr. August Keersmaekers, Duffel, ehedem Professor für Ältere Niederländische Literaturgeschichte in Brüssel, hielt den Hauptvortrag der Tagung. Bei Studien im Archiv der Familie Timmermans konnte er Manuskripte späterer Drucke und ungedruckt Gebliebenes einsehen, in seinem Referat stellte er das Timmermanssche Leitmotiv vom "Gelobten Land" vor und das Gottvertrauen als einen Schwerpunkt unter den Themen. Das Bild vom "Gelobten Land" verstand Timmermans nach Keersmaekers so : "Alle Menschen gehen durch die Wüste, alle sehnen sich nach einem Gelobten Land, und alle erreichen es, denn Gott liebt die Menschen." Timmermans' Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit fand auch in der Kriegszeit Ausdruck ("Die Familie Hernat", 1941), betonte Keersmaekers "In der Menschenseele ist Gott immer väterlich wachsam was auch geschehen mag. Er läßt zwar alles geschehen, aber seiner Sorge darf der Mensch sicher sein", so beschrieb der Referent das Gottvertrauen, wie es sich im Werk Timmermans' zeigt. Eine seiner Figuren läßt der Dichter sagen : "Was Gott bewahrt, ist gut bewahrt." Noch 1974 wertete ein Literaturlexikon Timmermans' Denken als "schlichte Gemeinplätze, Kalenderweisheiten und Katechismusregeln". Keersmaekers dagegen sah Timmermans' Werk als Aufruf zu einer "Bejahung dos Lebens als einem Gelobten Land".
Zeigte schon der Vortrag von Ingrid Wolters eine Geistesverwandtschaft zwischen Timmermans und Franziskus von Assisi auf, wurde dies noch mehr verdeutlicht in der hl. Messe am folgenden Sonntag in der romanischen Krypta des Gladbacher Münsters.
Der Geschäftsführer der Timmermans-Gesellschaft, Pfarrer Dom, zelebrierte einen Franziskus-Gottesdienst mit Gebetstexten aus dem Werk des Flamen (bis hin zur Lesung), die alle dem Denken des hl. Franziskus entsprachen oder entstammten (u. a. Timmermans' Version des "Sonnengesangs").
Siegfried Koß
3/4/1993
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